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04-2020

Was wird es werden – ein „L“, ein „U“ oder ein „V“?

Während die Märkte derzeit mit hoher Tagesvolatilität noch auf der Suche nach einem belastbaren Boden sind (mit klaren Fortschritten), ist insbesondere unter Ökonomen immer noch umstritten, welches Szenario bei einer zukünftigen Konjunkturerholung zutreffen könnte. Angesichts der jüngst präsentierten Konjunkturdaten (neben den bekannt katastrophalen Arbeitsmarktdaten meldete Amerika bspw. gerade einen Rückgang bei den Einzelhandelsumsätzen im März um 8,7% und einen „Crash“ bei der regionalen Produktionstätigkeit in New York von minus-78,2%) scheint die aktuelle Diskussion noch eher akademischer Natur. Indes:

An diesen Szenarien hängt natürlich nicht nur die Perspektive für die Geld- und Fiskalpolitik, sondern auch die Perspektive für die generelle Markterholung. Wobei die Ausgangslage klar erscheint. Gerade hat der Internationale Währungsfonds seine Januar-Wirtschaftsprognose massiv nach unten korrigiert. Mit einhergehend ist auch ein massiver Anstieg der jeweiligen Staatsverschuldung sowie eine geradezu historisch zu nennende Ausweitung der jeweiligen Haushaltsdefizite (siehe Grafik).

Die Frage, die alle umtreibt: Scheinen auch die ganzen milliarden- bzw. billionenschweren Krisenprogramme kurzfristig gerechtfertigt, so muss man schon jetzt darüber nachdenken, wie diese wieder eingefangen werden können. Hilfreich dabei ist sicherlich auch der Blick zurück, wie es denn zu Zeiten der Finanzkrise war. Denn vergleicht man die derzeitigen Stützungsmaßnahmen mit denen der Jahre 2008-2010, fällt auf, dass wir im Einzelfall zwar aktuelle historisch einmalige Größenordnungen erreichen (derzeit rund 3,5% des BIP der G20), in der Summe sich dies allerdings relativiert (2008-2010 gesamt rd. 4,25%). Die Herausforderung, später die aktuelle Liquiditätsschwemme wieder einzufangen, ist also da, aber nicht unlösbar.

Doch zurück zur Eingangsfrage: Auch auf Basis der jüngsten IWF-Schätzungen läuft es wohl drauf hinaus, dass wir ein Zwischending zwischen V und U bekommen werden. Also erst zaghafte Erholungsversuche, die dann an Dynamik gewinnen werden. Das wird sich dann auch in den Unternehmensbilanzen wie auch Staatshaushalten schnell widerspiegeln, da dann die Basiseffekte zum Zuge kommen. 2020 wird dabei wohl noch nicht viel zu erwarten sein, höchstens mit Blick auf Q4. Aber 2021 ist dann schon eine ganz andere Hausnummer. Und natürlich werden die Märkte das antizipieren. Der Anleihenmarkt, so die klare Aussage vieler aktueller Anleihenkurse, steigt auf dieses Thema sogar schneller ein als der Aktienmarkt.

Kursanstieg muss verdaut werden

Der anhaltende Ölpreisverfall, der Kollaps des Einzelhandels und Löcher in den Firmenbilanzen bereiten Anlegern auch weiterhin Sorgen. Am Mittwoch kam es nach einer Serie von positiven Tagen zu einem ersten massiven Kurseinbruch. Festgemacht am DAX ging damit die bei 9.500 Punkten vor über einer Woche begonnene Erholung mit in der Spitze 1.300 Punkten Plus erst einmal zu Ende. Die ersten Unterstützungszonen liegen nun kurz über der 10.000er Marke.

Aktuell bergen schlechte Unternehmensmeldungen im Rahmen des Quartals-Reportings das Risiko, die Anleger zu Verkäufen zu animieren. Wer vor wenigen Wochen tiefer gekauft hat, fährt logischerweise lieber jetzt die Gewinne ein. Unterstützt wird diese Verhaltensweise von den Charttechnikern – darunter gerade denjenigen, die sich an sogenannten Fibonacci-Retracements (Elliott-Wellen) orientieren. Das Narrativ geht wie folgt: Zuerst steht die Annahme, dass die Aufwärtsbewegung seit Ende März nichts anderes als eine Gegenbewegung im Abwärtstrend darstellt. In Zahlen heißt das, dass der Weg von 8.000 Punkten bis 10.800 Punkte eine Zwischenerholung war und es sich hierbei eben nicht um den ersten Schritt einer neuen Hausse handelt. Im Umkehrschluss müsste mit einem Unterschreiten der 8.000er Marke gerechnet werden.

Nun wissen alle, dass die Jünger der Elliott Wave-Theorie noch immer darauf warten, mit ihrer Strategie reich zu werden. Denn komplexe Zusammenhänge, die die Aktienkurse treiben, sind nicht mit einer eindimensionalen Arithmetik in verbindliche Kursprognosen zu verwandeln. Aber gerade in Zeiten von Panik finden diese – an die Anleger-Psyche angelehnten – Theorien leichter ihre Zuhörer.

Die eigentliche Kernfrage, die man sich heute stellen muss, ist die nach der Widerstandsfähigkeit der aktuellen Kurse gegenüber voraussichtlich desaströsen Zahlen in den Unternehmensberichterstattungen, die vor uns liegen. Einen ersten Vorgeschmack gaben die Ergebnisse der US-Banken. Die Titel von Bank of America und Citigroup gaben je rund 6% nach. Die Institute bereiten sich wegen der Pandemie auf hohe Kreditausfälle vor, der Gewinn halbierte sich in etwa. Die Titel von JPMorgan und Wells Fargo rutschten nach anfänglichen Gewinnen um bis zu 4% ab. Auch hier waren es milliardenschwere Rückstellungen für Kreditausfälle durch die Virus-Krise. Gefragt waren die Aktien von Fluggesellschaften wie American, Delta oder United Airlines mit Kursgewinnen von bis zu 6,%. Grund war die Einigung mit der US-Regierung über ein 25 Mrd. USD schweres Hilfspaket für die von den Reisebeschränkungen besonders hart getroffene Branche.

Der Blick auf die beiden US-Indices S&P 500 und Nasdaq 100 vermittelte am Mittwochs-Schluss aber trotz Kursrückgangs keineswegs den Eindruck, dass sich ein neuer Abwärtssog Bahn bricht. Im Gegenteil: Das zuvor erreichte Terrain von 2.800 Punkten beim S&P 500 wurde zurückerobert, der Nasdaq 100 stand am Donnerstag mit knapp unter 8.700 Punkten nur unwesentlich unter seinem Verlaufshoch vom Dienstag.

Fassen wir zusammen: Nach dem hinter uns liegenden Anstieg und in Kombination mit dem Optionsauslauf am Freitag wäre eine Pause in der Aufwärtsbewegung nicht verwunderlich. Die Aktienmärkte haben ihren überverkauften Zustand allerdings noch nicht abgebaut, sodass nach oben noch ausreichend Luft besteht. Also könnte hier die Losung „Buy on dips“ heißen.

Quasi mit Ansage konnte sich das OPEC-Kartell am vergangenen Wochenende zusammen mit Russland und den USA auf diverse Förderkürzungen beim Rohöl verständigen. Da das Abkommen erwartet worden war und die Kürzung von knapp unter 10 Mio. Barrel pro Tag eher das untere Ende der Prognosen bediente, kam der Ölpreis wieder unter Druck.

WTI landete am Kassamarkt erneut unter 20 USD, Brent stand zuletzt bei 26 USD pro Barrel. Hier muss man allerdings wissen, dass es aufgrund des scharfen Nachfrageeinbruchs gerade beim US-Leichtöl inzwischen zu Lagerproblemen kommt, die sich erst mit Beginn der Produktionskürzungen und dem Wiederanlaufen der Weltwirtschaft entspannen werden.

Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis im April sein Tief gesehen hat und schon im Mai zu steigen beginnen wird. Das nebenstehende Balkendiagramm stellt die Entwicklung von Nachfrage und Angebot gegenüber und liefert den Hintergrund für die Preisspanne im zweiten Halbjahr 2020 und in 2021. War die erste Prognose im März (unterer Teil) noch zu optimistisch, was das erste Quartal angeht, so erklärt sich im oberen Teil der zweiten Grafik, dass es ein extremes Überangebot über das ganze erste Halbjahr ist, das derart massiv auf den derzeitigen Spotpreis drückt. Schlicht: Man weiß nicht mehr wohin mit dem Öl und verkauft es quasi zu jedem Preis. Ebenso extrem sieht es bereits ab dem dritten Quartal mit dem Nachfrageüberschuss aus. Und genau der dürfte zum Preistreiber werden.

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