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März 2020

Schwarze Woche

Was für eine Woche! Erst ein „Schwarzer Montag“, dann sogar ein noch heftiger „Schwarzer Donnerstag“. Und das alles unter dem Eindruck der Coronavirus-Epidemie, deren tatsächliche Folgen derzeit noch kaum jemand richtig abschätzen kann. Wir wollen an dieser Stelle die Auswirkungen nicht kleinreden. Dennoch ist es doch äußerst problematisch, wie insbesondere die westlichen Industrienationen mit dem Problem umgehen. Dabei steht außer Frage:

Das Virus ist für viele Menschen gefährlich. Doch scheint uns, als wenn durch die derzeitigen
Abwehrmaßnahmen in Europa und auch in Amerika mehr Schaden angerichtet als die Epidemie eingedämmt wird. An dieser Stelle wollen wir mal das Bild eines Steins bemühen, der ins Wasser geworfen wurde. Die erste Welle – in diesem Fall China – war vermutlich die größte. Alle folgenden sind zwar nicht zu unterschätzen, aber entfalten ihre tatsächliche Wirkung eigentlich nur durch ihre zeitliche Versetzung. So normalisiert sich das Leben in China inzwischen einerseits, während Europa und Amerika noch voll im Panikmodus sind.

Das besondere Problem dabei: Freiheitliche Demokratien, so jedenfalls der Anspruch, haben natürlich größere Probleme dabei, bei solchen Ereignissen die persönliche Freiheit einzuschränken, was die ganzen Abwehrmaßnahmen zusätzlich kompliziert und für Verunsicherung sorgt. Da kann es leicht passieren, dass die Regierungen weit über das eigentliche Ziel hinausschießen, nur um letztlich nicht in irgendeine Verantwortung
genommen zu werden.

Apropos Verantwortung: Die am Donnerstag mit Hochspannung erwartete EZB-Sitzung hat etwas geliefert, was zuerst zum schärfsten Markteinbruch seit 1987 führte, im Kern aber vollkommen richtig war. Mal abgesehen davon, dass die EZB-Chefin Christine Lagarde der Pressekonferenz keine besonders souveräne Figur machte, sagte sie doch etwas, was der Markt erst einmal verdauen muss: „Wir sind nicht hier, um Spreads zu schließen,
dass ist nicht die Funktion oder der Auftrag der EZB.“

Das muss man erst einmal sacken lassen. Denn es ist faktisch das Gegenteil
vom Draghi´schen „What ever it takes“, was sich viele Marktteilnehmer
in der aktuellen Situation, insbesondere auch mit Blick auf den Krisenherd
Italien, gewünscht hätten. Man kann sicherlich darüber streiten, ob das nun
der wirklich passende Moment ist, das ursprüngliche Mandat der EZB wiederzuentdecken.
Aber im Kern hat Madame Lagarde natürlich recht: Es kann nicht Aufgabe der Zentralbank
sein, solche Krisen zu bereinigen, dafür bedarf es mehr den Instrumenten der
Fiskalpolitik. Letztlich kann es nur das Mandat der EZB sein, die Liquiditätsversorgung der Banken sicherzustellen, was sie mit dem nun vorgestellten Maßnahmenplan auch versucht. Alle Maßnahmen darüber hinaus würden die EZB zukünftig in eine Rolle bringen, die fast ausschließlicher politischer Natur wäre und damit das schon aufgeweichte Mandat letztendlich entwerten würde.

Am Ende handelt die EZB mit ihrem Maßnahmenpaket auch unisono zur Fed, die mit neuen
Liquiditätsspritzen für die Banken ebenfalls das Finanzsystem stützen will.
Diese hatte beispielswiese gestern angekündigt, kurzfristig noch Repo-Geschäfte über rund 500 Mrd. USD auf den Weg zu bringen und ihre Bond-Käufe auch auf längere Laufzeiten auszuweiten. Erst kurz zuvor hatte es das bislang nicht gekannte Novum gegeben, dass die gesamte Zinsstrukturkurve über alle Laufzeiten unter 1% lag.

Fazit: Auch wenn sich viele Marktteilnehmer es gewünscht hätten – eigentlich sind die Noten- und Zentralbanken die derzeit falschen Adressaten für das Krisenmanagement. Hier sind wirtschafts- und fiskalpolitische Weichenstellungen weitaus mehr gefragt. Spannend wird sein, wie das kurzfristig gelöst werden kann. Speziell für Deutschland sehen wir hier große Probleme, da zwar die Staatskassen übervoll sind, die „schwarze Null“ aber weiterhin
als Monstranz vorangetragen wird. Ob die bislang angekündigten Unterstützungen für die Wirtschaft ausreichen, bleibt abzuwarten.

Abwärtssog – wie geht es weiter?

Heute hat die Aussage, man hätte so etwas an den Börsen noch nie erlebt, eine besondere Qualität. Denn mit der einzigen Ausnahme des 19. Oktober 1987 stimmt das. Und 1987 war ein Versehen, denn hier hatte die Börsenaufsicht Handelsunterbrechungen noch nicht vorgesehen und sie kurz danach eingeführt. Mit einem durchschnittlichen Minus von einem Drittel beendete der Donnerstag eine Strecke von vierzehn negativen Handelstagen,
die ihresgleichen suchen. Allein zwei Börsentage mit Limit-Downs mit Handelsaussetzungen gab es in der laufenden Woche.

Kurz: Jeder Stabilisierungsversuch wurde abverkauft. Heute, am Freitag, den 13., könnte das Desaster sein Ende finden. Nachdem der S&P 500 ein weiteres Mal nach Börsenschluss in USA in der Spitze 5% verloren hatte, drehte das Geschehen. Es ging wieder zurück
über die Schlusskurse des Vortags und es deutet vieles darauf hin, dass hier
erst einmal der Schlusspunkt gesetzt wurde. Interessanterweise drehte das
Geschehen in etwa auf der Langfrist- Trendlinie, wenn man den S&P 500
heranzieht.

Wie kam es dazu? Der Essayist Nicholas Nassim Taleb prägte nach der Finanzkrise den Begriff „schwarzer Schwan“ für das Eintreten statistisch äußerst unwahrscheinlicher Ereignisse. Und gleich zwei ereigneten sich in den vergangenen Wochen: Konjunkturstopper COVID-19 und der Absturz des Ölpreises um satte 40%. Während eine Pandemie uneingeschränkt als Negativum aufgefasst wird, könnte man meinen, dass ein Ölpreis bei etwas mehr als 30 USD erst einmal für die Mehrheit der Volkswirtschaften – nämlich die,
die Nettoölimporteur sind – ein Positivum sein müsste.

Hier sollten Sie einmal zurückdenken an die Phase im zweiten Halbjahr 2015 und dem Winter 2015/16, denn zu Jahresbeginn fiel der Ölpreis auf nur noch 26 USD pro Barrel. Das führte zu einem Stopp jeglicher Anlageinvestitionen in der Branche und zu Refinanzierungsproblemen der Fördernationen. Daneben brachte es Erzeuger teurerer Energien wie die „Erneuerbaren“ in arge Schwierigkeiten, denn konkurrenzfähig waren sie angesichts dieses Preises natürlich nicht mehr. Damals ereignete sich mit der Insolvenz von Abengoa im Volumen von 20 Mrd. Euro der mit Abstand größte Ausfall eines Anlagenbauers
von Solarthermie.

Und es war nicht die einzige Insolvenz, die darauf folgte. Die US-Fracking-Industrie und damit auch die Anlagegattung „US-High Yield“ unter den Anleihen kamen in
echte Schwierigkeiten. Heute sind wir wieder da und mit Russland hat es erneut denselben Verursacher wie damals. Wie schnell es hier zu einer Trendwende kommt, ist für uns
aktuell nicht auszumachen. Wir hatten in der vergangenen Woche die britische BP glattgestellt und planen in dem Sektor kurzfristig noch keine Neuengagements, auch wenn es
dort viele große Titel mit nie gesehenen Kurs-zu-Buchwert- Verhältnissen und 6%-igen Dividendenrenditen gibt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei für die Kapitalmärkte existenzielle Probleme quasi zeitgleich auftreten, konnte man in dieser Woche live erleben.
Das Resultat war bis Donnerstagabend ein Minus im DAX 30 von knappen 25% allein in dieser Woche und seit dem 21. Februar von insgesamt 36%. Würden sich die Rahmendaten wieder zum Besseren wenden, würde also eine Rückkehr zum alten Hoch einen Kursanstieg von mehr als 56% bedeuten.

Übertragen auf den S&P 500 erwartet das die Investmentbank JP Morgan noch in diesem Jahr und legt dort als Kursziel sogar noch 100 Punkte auf 3.500 Punkte drauf. Stand Donnerstagnacht 2.380 Punkte. Sie begründet die Prognose mit vor uns stehenden umfangreichen fiskalischen Fördermaßnahmen weltweit, begleitet von einer ultraexpansiven Geldpolitik, wie bereits am Donnerstag in der EZBPressekonferenz von Präsidentin Christine Lagarde erläutert worden war.

Rein charttechnisch gesehen hatte der Absturz den inzwischen 11-jährigen Aufwärtstrend an den Weltbörsen mit einer senkrecht ausgefallenen Baisse beendet. Sie stehen heute also am Anfang eines neuen Hausse-Trends, der mit Beginn des zweiten Halbjahrs auch von überbordenden globalen Wachstumszahlen begleitet werden wird. Wie an den Börsen üblich, wird man über die schlechten Unternehmenszahlen für Q1 und wohl auch teilweise für Q2 ebenso hinwegsehen wie über die desaströsen Frühindikatoren und Konjunkturzahlen.

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