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Basiseffekte bei Inflation treffen auf unklare Arbeitsmarktdaten

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Ein Schauer ging am Mittwoch durch die weltweiten Finanzmärkte nach dem schockierend starken Anstieg des USKonsumenten-Preisindex (CPI) um 4,2% im Jahresvergleich (Kerninflation knapp 3%). Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries stieg auf 1,69%. Am Donnerstag wurde dann der Produzenten-Preisindex veröffentlicht. Der fiel mit einem 6,2%-igen Anstieg so hoch aus wie zuletzt im November 2010. Rechnet man Nahrungsmittel, Energie und den Dienstleistungssektor heraus, bleiben 4,6% übrig. Was die Aktienmärkte am Mittwoch verloren hatten, holten sie größtenteils am Donnerstag wieder auf, nachdem der Produzenten-Preisindex innerhalb der Erwartungen geblieben war.

Haben nun die vergangenen zwei Tage wirklich neue Informationen über die Inflation geliefert? Es wurde erwartet, dass sich die US-Inflation im zweiten Quartal 2021 angesichts der steigenden Rohstoffpreise, des robusten US-Wirtschaftswachstums und der Basiseffekte aus dem pandemiebedingt starken Rückgang der Inflation im letzten Jahr beschleunigen würde. Auch die US-Notenbank hatte eine Beschleunigung der Inflation erwartet, diese aber als „vorübergehend“ bezeichnet und bleibt daher der Auffassung, dass nicht früher als erwartet eine geldpolitische Straffung erforderlich sein wird.

Die Wirtschaftsleistung werde Ende Juni neue Bestmarken erklimmen, sagte Chef des Notenbankbezirks St. Louis, James Bullard. Das reale Bruttoinlandsprodukt hatte Ende 2019 ein Rekordhoch von 19,2 Bio. USD erreicht. In den ersten drei Monaten 2021 betrug es 19 Bio. USD auf jährlicher Basis. Damit hätten die USA fast ihre Erholung vom Abschwung in der Pandemie abgeschlossen. Die amerikanische Wirtschaft sei dabei, in die Expansionsphase des Konjunkturzyklus einzutreten.

Angesichts der Angebotsverknappung in vielen Teilen der US-Wirtschaft bei Waren und – was vielleicht noch wichtiger ist – bei Arbeitskräften sind in den kommenden Monaten weitere Anstiege bei den Preis- und Lohninflationsdaten möglich. Daher besteht in den kommenden Monaten an den Tagen der Datenveröffentlichungen, insbesondere der CPI-Veröffentlichungen, das Potenzial für weitere Abverkäufe wie am vergangenen Mittwoch. Das nächste Ereignis ist am Donnerstag, den 10. Juni, fünf Tage vor der nächsten FOMC-Sitzung.

Unklare Lage am Arbeitsmarkt

Der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag deutete zwar gerade nicht auf einen angespannten Arbeitsmarkt. Entgegen der Erwartungen, die bei rund 1 Mio. und mehr lagen, stieg die Gesamtbeschäftigung außerhalb der Landwirtschaft im April gerade einmal um 266 Tausend. Hinzu kam eine Abwärtskorrektur der März-Zahlen um 146 Tausend, die am Ende bei 770 Tausend liegen. Das Defizit spiegelt eine Verlangsamung der Beschäftigung in den drei wichtigsten güterproduzierenden Branchen und den meisten Dienstleistungssektoren wider. Unterdessen stieg die Beschäftigung im Freizeit- und Gastgewerbesektor von 206 Tausend im März auf 331 Tausend. Wir warnen allerdings davor, den Bericht überzubewerten, denn saisonale
Anpassungsfaktoren verzerren im April historisch gesehen häufig. Die durchschnittliche dreimonatige Veränderung der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft stieg von 513 Tausend im März auf 524 Tausend. Schließlich werden die kurzfristigen Einschränkungen des Arbeitskräfteangebots (Kinderbetreuungspflichten, Arbeitslosengeld und COVID-19-Erkrankungen) mit der Zeit nachlassen.

Nun wurde am gestrigen Donnerstag auch die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gemeldet, die in der vergangenen Woche überraschend stark auf 473 Tausend gefallen war.

Nichtsdestotrotz unterstreicht der Bericht, dass der Weg zur Erholung lang ist, und er bestätigt den geduldigen Ansatz der Fed bei der Normalisierung der Politik. Darüber hinaus unterstreicht die April-Veröffentlichung, dass sich die starken Zuwächse vom März nicht dauerhaft wiederholen werden. Dies gilt vor allem deshalb, weil der größte Teil des Fortschritts eine sinkende temporäre
Arbeitslosenquote widerspiegelt; die permanente Arbeitslosenquote bleibt deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Daher wird das Vollbeschäftigungsziel der Fed wohl erst im zweiten Halbjahr 2022 erreicht werden.

Letztlich müssen Anleger damit rechnen, dass die wirtschaftlichen Bedingungen es der Fed erlauben werden, schon gegen Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 mit der Rückführung der Anleiheaufkäufen beginnen. Die nächsten Wochen dürften daher geprägt sein von einem Tauziehen zwischen den Optimisten, die auf eine kraftvolle Erholung der Konjunktur
von den Coronavirus-Folgen setzen, und denjenigen, die sich vor den Konsequenzen dieses Booms für die Preisentwicklung und die Geldpolitik fürchten.

Die ersten Notenbanken reagieren

Letzte Woche kündigte die Bank of England (BoE) eine Verlangsamung ihrer Ankäufe von Vermögenswerten an, nachdem die Bank of Canada (BoC) im vergangenen Monat eine ähnliche Entscheidung zur Drosselung getroffen hatte. Das wirkte sich natürlich positiv auf die jeweiligen Währungen aus.

Die deutsche ZEW-Umfrage für Mai sendete eine positive Botschaft für die Erholung der Eurozone. Obwohl die Komponente zur aktuellen Lage in Deutschland weiterhin im negativen Bereich liegt, stieg sie gegenüber dem April um 8,7 Punkte an. Vor allem die Konjunkturerwartungen stiegen um 13,7 Punkte auf 84,4 Punkte – der höchste Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten und deutlich über den Konsensschätzungen von 72,0 Punkten. Die Verbesserungen spiegeln die Veränderungen in den Zahlen der Eurozone wider. Dort stieg die (immer noch negative) aktuelle Lage um 14,1 Punkte, während die Erwartungskomponente um 17,7 Punkte auf 84,0 Punkte anstieg. Die Zukunftskomponente der Umfrage für die US-Wirtschaft sinkt dagegen um 5,7 Punkte.

Da die Komponente der Wachstumserwartungen das wichtigere Element der ZEW-Umfrage ist, deutet sie auf eine zügige Aufholphase der Wirtschaft im Euroraum hin. Dieser Optimismus spiegelt sich auch in den Aussichten für die Aktienmärkte wider. Die in der Umfrage ermittelten Börsenindizes für den STOXX 50 und den DAX stiegen um 11,1 bzw. 9,2 Punkte und übertrafen damit den Anstieg des amerikanischen Dow Jones um 2,5 Punkte. Die ZEW-Umfrage deutet letztlich auf eine globale Wachstumsrotation zugunsten des Euroraums hin und legt nahe, dass das Comeback Europas stärker ausfallen könnte als erwartet.

Inflation auch in China

Der chinesische Erzeugerpreisindex sprang im April von 4,4% auf 6,8% auf Jahresbasis und übertraf damit die Erwartungen von 6,5%, was darauf hindeutet, dass sich der Inflationsdruck auf dem Festland verstärkt. Die Geschwindigkeit des Anstiegs ist auffallend: Der PPI erreichte im Mai letzten Jahres mit minus 3,7% auf Jahresbasis seinen Tiefpunkt und hat sich seitdem stark beschleunigt. Nichtsdestotrotz bleibt der zugrunde liegende Preisdruck in China tragbar.

Die gestiegenen Rohstoffpreise erklären den Großteil des Anstiegs der chinesischen Produzentenpreise. Tatsächlich wird der PPI-Druck durch den 40%-igen Anstieg des CRB Raw Industrials Rohstoffpreisindex im Jahresvergleich in den Schatten gestellt. Insbesondere sind es angebotsseitige Kräfte, die für den Aufwärtsdruck auf die Fabrikpreise verantwortlich sind. In der Zwischenzeit sind nachfrageseitige Indikatoren wie der PPI für das Baugewerbe, das Wachstum der Immobilien-Investitionen und die Staatsausgaben für die Infrastruktur entweder abgeflacht oder fallen bereits.

Die gedämpften Verbraucherpreise sind ein gutes Beispiel dafür. Mit 0,3% Teuerung auf Jahresbasis ist die Konsumgüterkomponente des PPI deutlich schwächer als die Erzeugerkomponente, die sich auf 9,1% auf Jahresbasis beschleunigte. Auch der chinesische Verbraucherpreisindex stieg im April um deutlich schwächere 0,9% jährlich an. Letztendlich verhindert gerade die schwache Inlandsnachfrage, dass die Fabriken höhere Preise an die inländischen Verbraucher weitergeben können.

Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die PBoC auf die aktuellen Anzeichen von Inflationsdruck mit einer restriktiveren Notenbankpolitik reagieren wird. In der Zwischenzeit besteht das Risiko für den Rest der Welt darin, dass die chinesischen Exporteure die höheren Inputkosten an die globalen Handelspartner weitergeben werden. Schon jetzt zeigen die Daten des US Bureau of Labor Statistics, dass die Preise für US-Importe aus China steigen.

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